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Freiwilligenarbeit mit Elefanten in Thailand, Afrika, etc: Vorsicht vor unethischen Projekten

Freiwilligenarbeit in einem "Elephant sanctuary" in Thailand

Foto: Evo Flash unter Lizenz CC 2.0

Auffangstationen für Elefanten sind beliebte Attraktionen für Reisende, vor allem in asiatischen Ländern wie Thailand, Laos oder Kambodscha, aber auch in Afrika. Viele Freiwilligenprojekte bieten engagierten Helfenden die Möglichkeit, den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Auffangstationen zur Hand zu gehen und so zum Schutz der Tiere beizutragen. Leider steht in vielen Einrichtungen dieser Art das Wohl der Tiere nicht an erster Stelle – stattdessen werden die Ausbeutung und Misshandlung der Elefanten weitergeführt. In Anbetracht dieser Tatsache haben wir von Wegweiser Freiwilligenarbeit entschieden, auf unserem Portal nur solche Projekte aufzulisten, die anspruchsvollen Qualitäts-Kriterien entsprechen, um zukünftigen Freiwilligen eine böse Überraschung zu ersparen.

Freiwilligen-Projekte, bei denen Elefanten in Gefangenschaft misshandelt werden, sind eine der drei Kategorien, die wir von unserem Portal komplett ausschließen, genau wie Freiwilligenarbeit in Waisenhäusern und Tierschutzprojekte mit jungen Raubkatzen, z. B. Löwenbabys.

Tl;dr* – Kurz & knapp

  1. Elefanten sind Wildtiere, die sich nicht domestizieren lassen. Wenn Tiere in Gefangenschaft zahm erscheinen, dann nur, weil ihr Wille durch grausame Methoden gebrochen wurde.
  2. Viele der sogenannten „Elephant sanctuaries“ kümmern sich nicht um das Wohl der Tiere: Die Elefanten werden dort weiter misshandelt, um die Wünsche der Besucher*innen zu erfüllen.
  3. Verantwortungsvolle Freiwilligenarbeit mit Elefanten ist möglich: Wegweiser Freiwilligenarbeit akzeptiert ausschließlich Projekte, die wirklich im Interesse der Tiere handeln.
  4. Lasst euch niemals überreden, auf den Rücken eines Elefanten zu steigen, und vermeidet auch sonst so weit wie möglich Interaktionen mit den Tieren.

* Too long: didn’t read – Zu lang, nicht gelesen

Achtung Freiwillige! Nicht alle „Elephant sanctuaries“ meinen es gut mit den Tieren

Vor allem in Asien (Thailand, Kambodscha, Laos, Indien, etc.), aber auch in Afrika locken sogenannte „Elephant sanctuaries“ Freiwillige an, die sich für den Schutz von Elefanten engagieren möchten. Den Volunteers wird erzählt, dass sie in diesen Auffangstationen Tiere schützen, die aus der Tourismusindustrie oder Zwangsarbeit gerettet wurden. Außerdem lässt man sie glauben, dass die Elefanten gezähmt wurden und nun aktiv den Kontakt zu Menschen suchen (verstehen, warum das nicht stimmt).

In Wahrheit werden die Tiere in vielen Einrichtungen dieser Art weiterhin misshandelt und ausgebeutet, zum Beispiel indem Freiwilligen angeboten wird, auf dem Rücken der Elefanten zu reiten, oder indem die Tiere unter Androhung von körperlicher Züchtigung zu Interaktionen mit den Besuchern und Besucherinnen gezwungen werden.

Laut der Studie Taken for a ride der NGO World Animal Protection aus dem Jahr 2017 leben 3 von 4 Elefanten aus den untersuchten Auffangstationen (über 200) unter inakzeptablen Bedingungen. Mehr erfahren über die Realität der vermeintlichen Auffangstationen für Elefanten.

 

In diesem satirischen Video aus der Kampagne Before they book zeigt die NGO World Animal Protection, was sich wirklich hinter Einrichtungen verbirgt, die Besuchern das Reiten auf einem Elefanten anbieten.

Oft meinen Freiwillige es nur gut, tragen aber ohne es zu wissen dazu bei, ein System aufrechtzuerhalten, das auf dem Leid der Tiere gründet.

Um dies zu vermeiden, haben wir von Wegweiser Freiwilligenarbeit verschiedene Bewertungskriterien festgelegt, sodass wir nicht unterstützenswerten Projekten auf unserem Online-Portal keinen Raum bieten.

Wegweiser Freiwilligenarbeit engagiert sich für Elefanten: unsere Kriterien für verantwortungsvolle Projekte

Nachdem wir bereits Freiwilligenprojekte in Waisenhäusern und in Raubkatzen-Zuchten von unserer Website verbannt haben, widmen wir uns nun auch der Frage nach Freiwilligenarbeit mit Elefanten in Gefangenschaft und legen Kriterien fest, um auch in diesem Fall die Spreu vom Weizen zu trennen.

Wichtig dabei: Diese Kriterien sind nicht auf Wildlife-Projekte anwendbar, die sich für den Schutz von wild lebenden Elefanten und ihres natürlichen Lebensraumes einsetzen. Solche Projekte gibt es sowohl in Asien als auch in Afrika und sie bieten eine tolle Alternative, etwas für das Wohl dieser beeindruckenden Tiere zu tun.

Im Idealfall sollten Elefanten niemals in Gefangenschaft leben und diese Art von Auffangstationen sollte daher nicht existieren. Allerdings erfordert die Komplexität dieses Themas mehr als nur einfaches Schwarz-Weiß-Denken.

Die Elefanten, deren Wille einmal gebrochen wurde, können nicht mehr ausgewildert werden (mehr erfahren über die Methoden, die zum Einbrechen genutzt werden). Wir denken deshalb, dass das Ausschließen jeglicher Freiwilligenprojekte mit in Gefangenschaft lebenden Elefanten dazu führen würde, diese Tiere ihrem Schicksal zu überlassen – zumal es auch „Elephant sanctuaries“ gibt, die sich wirklich für das Wohlergehen der Tiere einsetzen und ihnen ein würdevolles Leben ermöglichen.

Anstatt pauschal alle Projekte abzulehnen, haben wir entschieden, die Nachfrage in Richtung verantwortungsvoller Einrichtungen zu lenken.

Nach gründlicher Recherche und Austausch mit Tierschutz-Organisationen, die auf dieses Thema spezialisiert sind, haben wir 3 Kriterien bzw. Indikatoren festgelegt, auf die wir nun unsere Entscheidungen bezüglich der Aufnahme von neuen Projekten stützen. Bei Wegweiser Freiwilligenarbeit findet ihr ausschließlich Projekte, die jedem dieser Kriterien entsprechen.

1. Das Reiten auf dem Rücken der Elefanten sowie die Nutzung der Tiere zu Unterhaltungszwecken oder zum Verrichten von Arbeiten sind verboten.

Das Reiten auf dem Rücken der Elefanten ist für uns ein sofortiges Ausschlusskriterium. Alle Experten und Tierschutz-Organisationen sind sich darin einig, dass diese Aktivität:

  • den Elefanten in keiner Weise gut tut,
  • schmerzhaft für die Tiere ist,
  • gefährlich für die Besucher*innen sein kann,
  • dazu beiträgt, die schlechte Behandlung von Elefanten fortzuführen und den Mythos ihrer Domestizierung aufrechtzuerhalten.

Wenn eine Einrichtung den Besucherinnen und Besuchern erlaubt, auf den Rücken der Elefanten zu steigen, ist dies meist ein Zeichen dafür, dass die Elefanten auch unter anderen Formen von Missbrauch leiden. Indem wir von vornherein die Elefanten-Zentren ausschließen, die das Reiten auf Elefanten anbieten, lassen sich unseriöse Projekte leicht aussortieren.

Gleiches gilt auch für die Nutzung von Elefanten zu Unterhaltungszwecken oder als Arbeitstiere.

Foto: Vince Russell auf Unsplash

Foto: Evo Flash unter Lizenz CC 2.0

Foto: Meindert van D unter Lizenz CC 2.0

2. Falls andere Interaktionen mit den Elefanten erlaubt sind, muss das Projekt von einer Tierschutz-NGO empfohlen worden sein

Nur wenige Auffangstationen beschränken sich darauf, ihren Besuchern und Besucherinnen das Beobachten der Elefanten anzubieten. Um für Touristen und Touristinnen attraktiver zu wirken und genügend Einnahmen zu erzielen, bietet die Mehrzahl von ihnen gewisse Formen von Interaktion mit den Tieren an, von denen viele nicht zu empfehlen sind. Arten der Interaktionen, die weniger in die natürliche Lebensweise eingreifen (zum Beispiel, wenn die Besucher*innen die Elefanten füttern dürfen) können als vertretbar betrachtet werden, sofern es den Elefanten freisteht, sich daran zu beteiligen.

Um zu beurteilen, inwiefern eine Interaktion zwischen Mensch und Elefant zumutbar ist, ist ein Besuch der verschiedenen Einrichtungen erforderlich. Da wir nicht über die dafür notwendigen Mittel verfügen, vertrauen wir auf die Meinung von unabhängigen und kompetenten Akteuren: Tierschutz-Verbände.

Wir berufen uns dabei größtenteils auf die Ergebnisse einer Studie, die sich speziell mit dieser Frage beschäftigt:

Studie von World Animal Protection zu in Gefangenschaft lebenden Elefanten➤ Taken for a ride (World Animal Protection)

Diese umfassende Studie der NGO World Animal Protection aus dem Jahr 2017 befasst sich mit der Problematik der in Gefangenschaft lebenden Elefanten und legt dabei den Fokus auf Asien. Für die Studie wurden zwischen 2014 und 2016 insgesamt 220 Einrichtungen in Thailand, Kambodscha, Laos, Nepal, Sri Lanka und Indien besucht und ausgewertet.

Zur Bewertung der Einrichtungen wurde ein Punktesystem erstellt, das das Wohlbefinden der Tiere anhand von verschiedenen Faktoren beurteilt:

  • Bewegungsfreiheit
  • Interaktionen mit ihren Artgenossen
  • Hygiene
  • Ernährung
  • Umwelt
  • Interaktionen mit den Besuchern und Besucherinnen
  • Umgang mit den Elefanten und Lebensverhältnisse der Mahuts.

Diese Studie zeigte, dass nur 13 von 220 Einrichtungen ausreichend gute Lebensbedingungen für die Elefanten bieten. Die Liste der von der NGO empfohlenen „Elephant sanctuaries“ ist auf Seite 50 des PDF verfügbar.

Natürlich konnte World Animal Protection nicht alle Einrichtungen dieser Art besuchen. Wir sind uns daher bewusst, dass dieses Kriterium auch verantwortungsvolle Projekte ausschließen kann, entweder weil sie nicht im Rahmen der Studie ausgewertet wurden oder weil sich die Bedingungen seitdem verändert haben. Da wir uns trotz allem aus der Ferne kein genaues Urteil bilden können, arbeiten wir nach dem Prinzip: Vorsicht ist besser als Nachsicht.

3. Bei unseren eigenen Nachforschungen haben wir keine Alarmsignale entdeckt

Uns ist bewusst, dass sich die Zustände auch nach der Beurteilung eines Projektes durch eine NGO verschlechtern können, zum Beispiel durch einen Wechsel des Eigentümers, des Personals oder eine Änderung des Konzepts der Einrichtung.

Deshalb haben wir uns entschieden, noch weiter nachzuforschen zu den Auffangstationen, die wir auf unserem Online-Portal akzeptieren, indem wir uns nicht nur die Website genau anschauen, sondern auch die Bewertungen und Fotos auf Bewertungs-Plattformen wie Tripadvisor, die sozialen Medien und Blogs, in denen man manchmal Erfahrungsberichte von Besucher*innen findet.

Einige Beispiele für Projekte zum Wohl der Elefanten

Schutz des natürlichen Lebensraums von Elefanten

Foto: ray rui auf Unsplash

Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich auf eine verantwortungsvolle Art und Weise für das Wohl der Elefanten zu engagieren.

An erster Stelle stehen dabei Natur- und Umweltschutz-Projekte, die auf den Schutz der wild lebenden Tiere abzielen. Dabei sind die Freiwilligen meist dafür zuständig, an Biodiversitäts-Studien mitzuarbeiten und den natürlichen Lebensraum der Dickhäuter zu schützen. Bei einem Naturschutzprojekt kommt es selten zu einer Situation, in der die Freiwilligen den Elefanten sehr nahekommen – aber sie haben die einzigartige Möglichkeit, die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. Ihr findet diese Art von Projekten in unserer Kategorie Natur- und Umweltschutz.

Es gibt außerdem die Möglichkeit, sich als Freiwillige*r in echten Tierschutz-Einrichtungen zu engagieren und sich dort für das Wohl von Tieren einzusetzen, die zuvor ausgebeutet oder misshandelt wurden. Wie in diesem Artikel beschrieben, sind nicht alle Einrichtungen zu empfehlen, die sich Sanctuary nennen, und wir führen auf unserem Online-Portal nur diejenigen auf, die unseren Qualitäts-Kriterien entsprechen. Ihr findet diese Projekte in unserer Kategorie Tierpflege & Veterinärprojekte.

Wenn euch die Freiwilligenarbeit zum Wohl der Elefanten interessiert, schaut euch die folgenden Beispiele für verantwortungsvolle Projekte an:

Besucher*innen beobachten Elefanten in einer Auffangstation in KambodschaFreiwilligenarbeit in einer Auffangstation für Elefanten in Kambodscha

Kümmert euch gemeinsam mit den festangestellten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen um ca. zehn Tiere, die zuvor aus der Tourismus-Industrie oder Zwangsarbeit gerettet wurden. Die Einrichtung erstreckt sich über 1.500 Hektar und ermöglicht es den Elefanten, sich in ihrem natürlichen Lebensraum bewegen zu können. Direkte Interaktionen mit Freiwilligen sind begrenzt und die Teilnehmenden bringen sich in verschiedene Aktivitäten zum Erhalt der Auffangstation ein. Mehr über dieses Projekt erfahren

Elefanten in der Wüste von NamibiaSchutz von Wüsten-Elefanten in Namibia

Werdet Teil einer Forschungsgruppe, die sich für den Schutz von Elefanten in der namibischen Wüste einsetzt. In diesem Projekt könnt ihr euch in zwei Bereichen engagieren: der Verringerung von Konflikten zwischen Elefanten und ortsansässigen Landwirten sowie Studien der Elefanten-Population (Ortswechsel, Geburten, etc.). Das Projekt steht engagierten Freiwilligen ab dem Alter von 15 Jahren offen, für eine Dauer von 2 Wochen bis zu 3 Monaten. Mehr über dieses Projekt erfahren

Wild lebende Elefanten in Sri LankaProjekt zum Schutz der wild lebenden Elefanten in Sri Lanka

Engagiert euch für den Schutz der wild lebenden Elefanten-Populationen in Sri Lanka. Das Hauptziel des Projektes ist die Erhaltung des fragilen Gleichgewichts zwischen den Elefanten und der lokalen Bevölkerung, insbesondere den Landwirten. Die Freiwilligen engagieren sich in verschiedenen Aktivitäten: Beobachtung und Kontrolle der Elefanten, Schutz der Ernte oder auch Workshops zur Sensibilisierung für Umweltschutz in Schulen. Mehr über dieses Projekt erfahren

Unsere Empfehlungen für Reisende und Freiwillige vor dem Besuch eines „Elephant sanctuary“

Egal ob ihr plant, im Rahmen einer Urlaubsreise eine Elefanten-Auffangstation zu besuchen oder euch dort in einem Freiwilligen-Projekt zu engagieren – unsere Empfehlungen sind die gleichen:

  • Nehmt euch die Zeit für eine gründliche Recherche zu der jeweiligen Einrichtung.
  • Bleibt wachsam und hinterfragt die Angebote kritisch: Seid auf der Hut, wenn die Verkaufsargumente einer Touristenattraktion im Widerspruch zu euren Beobachtungen und eurem Wissen zur Misshandlung von Elefanten stehen. Leider wissen auch die unethischen Einrichtungen genau, was die Touristen und Touristinnen aus den westlichen Ländern hören wollen.
  • Steigt unter keinen Umständen auf den Rücken eines Elefanten oder besucht eine Elefanten-Show.
  • Sucht keinen direkten Kontakt zu den Elefanten. Je mehr Interaktion ihr mit dem Tier haben möchtet, desto mehr fühlt sich der Elefant unter Druck gesetzt. Im Idealfall hätten die Elefanten überhaupt keinen Kontakt zu Besucherinnen und Besuchern.
  • Sprecht mit eurem Umfeld über dieses Problem.

Das Problem besser verstehen

Zurück zum Ursprung: Der Mythos des Elefanten als Haustier

Entgegen einer weitverbreiteten Ansicht wurden Elefanten niemals von Menschen domestiziert. Elefanten sind – und waren es schon immer – wilde Tiere. Sie stehen sogar auf der Liste der gefährlichsten Säugetiere für den Menschen.

Jedes Jahr werden mehrere hundert tödliche Unfälle verzeichnet, wenn auch deutlich mehr Elefanten von Menschen getötet werden als andersherum (vor allem aufgrund des Elfenbein-Handels). Der Elefant ist von Natur aus ein Pflanzenfresser, wobei Stress oder die Verkleinerung seines natürlichen Lebensraums seine Aggressivität erhöhen können, wie 2005 in der National Geographic beschrieben. Kurz gesagt: Mensch und Elefant sind nicht dafür gemacht, auf engem Raum zusammenzuleben.

Ausbeutung der Elefanten für die Tourismusindustrie

Foto: Annie Spratt auf Unsplash

Trotz alledem hat die Haltung von Elefanten als Nutztiere – vor allem als Lasttiere oder für religiöse Zeremonien – in Asien eine lange Tradition.

Seit geraumer Zeit spielen Elefanten auch in der Tourismusindustrie eine wichtige Rolle, zum Beispiel für:

  • Zirkusse,
  • Safaris,
  • Straßenshows,
  • etc.

Aber wie lässt sich erklären, dass diese riesigen Dickhäuter es sich gefallen lassen, Menschen auf ihrem Rücken zu tragen oder für Selfies mit Reisenden zu posieren? Die Antwort liegt in der Art, wie sie dressiert wurden, bevor sie mit Besuchern und Besucherinnen in Kontakt kamen.

Phajaan ist der Name einer besonders grausamen Methode, die vor allem in Asien verbreitet ist (insbesondere in Thailand, Myanmar und Indien), und darauf abzielt, den Willen der Elefanten zu brechen, um sie zahm und formbar zu machen. Elefanten, die die Phajaan-Prozedur erleiden, wurden meist in Gefangenschaft geboren oder als wild lebende Tiere im Alter von 2 bis 4 Jahren eingefangen. Das Grundprinzip dieses Prozesses besteht darin, die Bewegungsfreiheit der Tiere über einen langen Zeitraum hinweg – von einigen Wochen bis zu einigen Monaten – so stark wie möglich einzuschränken (indem sie mit Seilen oder Ketten gefesselt oder in enge Käfige eingesperrt werden). Die Elefanten erleiden häufig auch verschiedene Formen der körperlichen Züchtigung an sensiblen Stellen ihres Körpers, sowie Schlaf-, Futter- oder Wasserentzug. Schätzungen zufolge überleben etwa die Hälfte der Elefanten die Phajaan-Prozedur nicht.

Alle Elefanten, die direkt mit Menschen in Kontakt gebracht werden, wurden zuvor mit Methoden wie dem Phajaan gezähmt. Nach dieser Folter entwickeln die in Gefangenschaft lebenden Elefanten unnatürliche Verhaltensweisen, um den ständigen Zustand von Stress und Depression erträglich zu machen (zum Beispiel indem sie ununterbrochen vor- und zurückschaukeln, wie im folgenden Video zu sehen ist).


Beispiel einer Verhaltensweise, die den Stress von in Gefangenschaft lebenden Elefanten zeigt

Die Realität hinter den vermeintlichen Auffangstationen für Elefanten

Eine Vielzahl an „Elephant sanctuaries“ – vor allem in Asien (Thailand, Laos, Kambodscha, Indien), aber auch in Afrika – geben vor, ausgebeuteten Elefanten einen wohlverdienten Ruhestand zu ermöglichen. Die Pensionäre sind ehemalige Lasttiere (die manchmal gezwungenermaßen in den Ruhestand geschickt wurden, aufgrund des Verbots der Waldwirtschaft in einigen Ländern wie Thailand oder Myanmar), aber auch verletzte oder misshandelte Tiere, die aus der Tourismusindustrie gerettet wurden.

Ein Mahut verwendet einen Elefantenhaken

Ein Mahut bei der Verwendung eines Elefantenhakens (Foto: Mike Gifford unter Lizenz CC 2.0)

Es gibt jedoch keine Regelungen dieser Einrichtungen und Missbräuche sind keine Seltenheit.

Trotz ihrer vollmundigen Versprechungen beuten viele Auffangstationen die Elefanten weiterhin aus und geben der Zufriedenheit und den Wünschen der Besucher*innen eine höhere Priorität als dem Wohlergehen der Elefanten.

Um die Elefanten kontrollieren zu können, benutzen die Mahuts (Personen, die sich um die Elefanten kümmern, auch Kornaks genannt) immer noch sogenannte Elefantenhaken. Die metallische Spitze des Hakens dient dazu, in empfindliche Stellen an der Haut des Tieres – zum Beispiel hinter dem Ohr oder um die Füße herum – zu stechen oder sie zu schlagen.

Viele Auffangstationen bieten ihren Besuchern und Besucherinnen auch an, auf den Elefanten zu reiten – oftmals eine Gefahr für deren Wirbelsäule, die nicht dafür gemacht ist, das Gewicht von einem oder mehreren Menschen für längere Zeit zu tragen.

Auch mit diesen Argumenten lässt sich das Reiten auf dem Rücken eines Elefanten nicht rechtfertigen

Unter den häufigsten Argumenten der Reisenden und Freiwilligen, die auf Elefanten reiten, gibt es zwei, die immer wieder genannt werden:

„Mir wurde gesagt, dass dieser Elefant sehr gern Besucher*innen auf seinem Rücken trägt!“

Um das Reiten auf dem Rücken eines Elefanten zu rechtfertigen, erzählen die Mahuts oder die Mitarbeiter*innen der Einrichtung manchmal, dass dieser oder jener Elefant den Kontakt zu Menschen suchen und es sogar mögen würde, sie auf seinem Rücken zu tragen.

Wie wir euch bereits oben erklärt haben, ergibt dieses Argument keinen Sinn, wenn man bedenkt, dass ein zahmer Elefant zwangsläufig auch ein Elefant ist, der Angst hat, und dessen Wille durch grausame Methoden gebrochen wurde.

„Der Schaden ist schon angerichtet – mein Geld dient jetzt dazu, dem Elefanten ein besseres Leben zu ermöglichen.“

Manche denken, dass es zu spät sei für die Elefanten, die schon gezähmt wurden, und dass man von ihrer Zutraulichkeit profitieren könne, ohne die Situation zu verschlimmern. Im Gegenteil würde das Geld der Touristen und Touristinnen den Tieren ein würdiges Ende ihres Lebens ermöglichen, da es ohne Elefanten-Ritte weniger Einnahmen geben würde.

Gegen dieses Argument spricht, dass das frühere Misshandeln eines Tieres nicht bedeutet, dass man dies auch in Zukunft weiter tun kann. Es ist außerdem wichtig zu verstehen, dass die Nachfrage das Problem weiter fortbestehen lässt. Anders gesagt, solange es Menschen gibt, die bereit sind, für das Reiten auf deinem Elefanten Geld zu bezahlen, werden diese Aktivitäten weiter existieren. Nein zu sagen zu einem Besuch oder zur Freiwilligenarbeit in einer solchen Einrichtung, bedeutet auch, nein zu sagen zu einem auf dem Leid der Tiere basierenden System.

Neben dem Reiten auf dem Rücken der Elefanten gibt es weitere Alarmzeichen für Elefanten-Zentren:

  • Die Elefanten sind angekettet.
  • Badende Elefanten sind von einer Besuchermenge umgeben und werden von allen gleichzeitig gestreichelt (Ursache für Stress und potenziell Verletzungen).
  • Die Elefanten werden zu Interaktionen mit den Besuchern und Besucherinnen gezwungen (Selfies machen, sich füttern lassen, etc.), ohne die Möglichkeit, sich dem zu entziehen.
  • Die Elefanten wachsen nicht in einem natürlichen Umfeld auf.
  • Die Elefanten werden von ihren Artgenossen isoliert.
  • etc.

Wie ihr euch sicher vorstellen könnt, gibt es eine Menge an anderen Faktoren für das Wohlbefinden der Tiere (zum Beispiel eine ausgewogene Ernährung oder eine gute Ausbildung der Mitarbeiter*innen vor Ort), aber diese sind für Außenstehende sehr viel schwerer zu beurteilen.

Hier seht ihr einige Beispiele von Fotos, bei denen eure Alarmglocken schrillen sollten:

Foto: Frontierofficial unter Lizenz CC 2.0

Foto: Eli Duke unter Lizenz CC 2.0

Foto: Dennis Sylvester Hurd unter Lizenz CC 1.0

Foto: Ronnie Macdonald unter Lizenz CC 2.0

Foto: Caitriana Nicholson unter Lizenz CC 2.0

Foto: Frontierofficial unter Lizenz 2.0

Auch die Frage nach der Herkunft der Elefanten ist problematisch. Es kann z. B. vorkommen, dass die wild lebenden Jungtiere eingefangen werden, um so Besucher*innen in die Auffangstationen zu locken. Einige Einrichtungen züchten auch Elefanten, um die Nachkommen dann als besonders wirksames „Verkaufsargument“ zu nutzen. In beiden Fällen werden meist dieselben Zähmungs-Methoden genutzt, die im oberen Teil beschrieben wurden. Andere Auffangstationen kaufen Elefanten, um ihnen zu helfen, was die Wilderer paradoxerweise dazu ermutigt, noch mehr Tiere einzufangen, da sie sich sicher sein können, sie anschließend weiterverkaufen zu können.

Der Großteil dieser „Elephant sanctuaries“ befindet sich in Südostasien und der ständige Strom an Touristen und Freiwilligen lässt ihre Zahl stetig steigen. In Thailand, wo sich die Anzahl solcher Einrichtungen vervielfacht hat – vor allem in touristischen Regionen wie Bangkok, Chiang Mai, Phuket, Kanchanaburi, Krabi oder Koh Samui – übersteigt die Anzahl der in Gefangenschaft lebenden Elefanten mittlerweile sogar die der wild lebenden Tiere.

Erzählen Sie Ihren Freunden von "Freiwilligenarbeit mit Elefanten in Thailand, Afrika, etc: Vorsicht vor unethischen Projekten" :

Frank Seidel

Frank Seidel ist der Gründer von www.wegweiser-freiwilligenarbeit.com, dem unabhängigen Portal für flexible und sinnvolle Freiwilligenarbeit im Ausland. Seit er 1991 selbst ein Praktikum in einem Naturschutzgebiet in Südfrankreich machte, beschäftigt er sich mit freiwilligem Engagement weit ab der Heimat, in der Vergangenheit auch als Autor des Buches "Jobben für Natur und Umwelt" oder als Marketing-Direktor einer weltweit agierenden Freiwilligenorganisation.

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