weltwärts Freiwilligendienst: Projekte, Bewerbung, Alternativen
weltwärts-Projekte gelten als einfache Möglichkeit, einen Freiwilligendienst in Afrika, Asien oder Südamerika zu leisten. Was angehende Freiwillige oft nicht wissen: Die Konkurrenz um die rund 3700 Stellen pro Jahr ist riesig und die Teilnehmer werden in der Regel angehalten, Spendengelder von bis zu 1800 € zu sammeln. Wir haben für euch nachgeforscht und helfen bei der Entscheidung, ob ein Freiwilligendienst mit weltwärts das Richtige ist. In unseren Infografiken vergleichen wir weltwärts mit anderen Freiwilligendiensten und zeigen Ihnen die Vor- und Nachteile der verschiedenen Programme.
Inhaltsverzeichnis
- weltwärts im Vergleich mit anderen Freiwilligendiensten
- Ist weltwärts wirklich kostenlos? Ein klares Jein!
- Die Bewerbung für weltwärts-Projekte 2025 oder 2026: Im Dschungel der Entsendeorganisationen
- Wie funktioniert das Auswahlverfahren?
- Projekte und Tätigkeitsbereiche
- Welche Voraussetzungen müssen Bewerber bei weltwärts erfüllen?
weltwärts im Vergleich mit anderen Freiwilligendiensten
In der unübersichtlichen Welt der öffentlich geförderten Freiwilligendienste in Deutschland kommt weltwärts die Rolle des Programms zu, bei dem sich alles um Entwicklungszusammenarbeit dreht. Dementsprechend geht‘s mit weltwärts auch nur in Entwicklungs- oder Schwellenländer, und nicht nach Australien, Neuseeland, Kanada oder die USA.
weltwärts ist ausdrücklich als ein Lerndienst angelegt. Der Nord-Süd-Austausch und das gemeinsame globale Lernen stehen im Mittelpunkt. Wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr Engagement nach der Rückkehr an den heimischen Herd fortführen, ist noch wichtiger als das, was sie im Gastland vollbringen. Dem können wir bei wegweiser-freiwilligenarbeit.com nur zustimmen!
Die formalen weltwärts-Richtlinien findet ihr auf weltwaerts.de. Das Kleingedruckte und oft übersehene Hintergrundinformationen finden Sie bei uns.
Ist weltwärts wirklich kostenlos? Ein klares Jein!
Bei Teilnahme an weltwärts winkt den Freiwilligen dank öffentlicher Förderung ein kleines Taschengeld. Die staatlichen Zuschüsse decken aber nur maximal 75% der anfallenden Kosten, die restlichen 25 % müssen von den Trägerorganisationen übernommen werden. Da diese nicht über die Mittel verfügen, diese Kosten selbst aufzubringen, halten sie die Teilnehmer dazu an, bei der Finanzierung ihrer Stelle mitzuhelfen. „Von dem/der Freiwilligen wird jedoch erwartet, dass er/sie sich schon vor der Ausreise für das Partnerprojekt einsetzt, z.B. durch Informationsveranstaltungen, das Sammeln von Spenden, die Gründung privater Förderkreise oder andere Aktionen.“ steht im weltwärts-Mustervertrag. Nach unseren Recherchen liegt das durchschnittliche Spenden-Ziel bei 150€/Monat, also z. B. 1.800€ für einen 12-monatigen weltwärts-Dienst.
Da die Entsendeorganisationen von den Freiwilligen auf direktem Weg kein Geld fordern dürfen, führt das System Spenderkreis zu einer kuriosen Situation: Die Freiwilligen bitten ihr näheres Umfeld um Spenden für ihren Auslandsdienst, da weltwärts für sie ja kostenlos sein soll. Freunde, Verwandte und sonstige Förderer überweisen der Entsendeorganisation daraufhin Spendengelder. Nicht selten spenden die Freiwilligen auch ihr eigenes Gespartes. Dieses Geld erhalten die Freiwilligen schließlich in Form von Taschengeld zurück, wobei es sich jetzt natürlich um das Geld der Entsendeorganisation handelt und nicht etwa um das von Freunden und Familie der Freiwilligen.
So kommt es, dass weltwärts mit dem Taschengeld als Leistung wirbt und der Freiwilligendienst als kostenlos gilt. Auch dann, wenn Oma und Opa ihr Erspartes, die Eltern das Kindergeld oder die Freiwilligen selbst spenden.
Offiziell ist ein erfolgreiches Erreichen des Spendenziels natürlich keine Voraussetzung für die Teilnahme an weltwärts. Wer allerdings nicht auf Spendensuche gehen möchte oder sich vor dem Bewerbungsgespräch darüber keine Gedanken macht, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die eigene Bewerbung in der Rundablage landet.
Da sich Bewerber also ohnehin um finanzielle Unterstützung kümmern müssen, lohnt sich ein Vergleich mit den Anbietern flexibler Freiwilligenarbeit.
Die Bewerbung für weltwärts-Projekte: Im Dschungel der Entsendeorganisationen
weltwärts verzichtet wie die meisten öffentlichen Freiwilligendienste auf ein zentrales Bewerbungsverfahren. Stattdessen müssen Freiwillige ihre Bewerbungen auf weltwärts-Stellen direkt an die jeweilige Entsendeorganisation richten. Das kann bei rund 200 verschiedenen Organisationen auch mal länger dauern.
Um den Bewerbern die Suche zu erleichtern, gibt es auf der weltwärts-Homepage eine Stellenbörse, bei der man z. B. nur in seiner Wunschregion suchen kann. Aber leider lässt die Aktualisierung der Stellen häufig zu wünschen übrig, denn es werden auch Projekte angezeigt, die in diesem Jahr nicht besetzt werden sollen. Auch hier müssen sich Freiwillige für Informationen, ihr ahnt es bereits, per Mail an die einzelnen Entsendeorganisationen richten.
Flexible Freiwilligenarbeit als Alternative: Platzgarantie, Flexibilität und große Auswahl
Flexible Freiwilligenarbeit bietet gegenüber weltwärts vor allem folgende Vorteile:
- große Auswahl an Projekten
- kein langfristiges Bewerbungsverfahren notwendig
- Platzgarantie bei Anmeldung
- hohe zeitliche Flexibilität bei Einsatzbeginn und –Einsatzdauer. Die Teilnahme an einem Projekt 2025 oder 2026 ist ohne Weiteres möglich.
Hinzu kommt, dass die Anmeldung bei einer unabhängigen Freiwilligenorganisation unkompliziert und schnell über die Bühne geht, während eine Bewerbung bei weltwärts Zeit und Aufwand kostet. Für alle, die sich im Prüfungsstress befinden, wenig Zeit haben oder einfach Planungssicherheit wollen, ist dies ein wichtiger Punkt.
Wie funktioniert das Auswahlverfahren?
Bewerbungsfrist(en)
Hat sich der Bewerber erfolgreich durch das Dickicht von Entsendeorganisationen gekämpft und herausgefunden, ob die ausgeschriebene Stelle auch tatsächlich existiert, geht es mit der eigentlichen Bewerbung los. Und zwar durchschnittlich 9-12 Monate im Voraus. Durchschnittlich deshalb, weil es keine einheitliche Bewerbungsfrist gibt. Stattdessen haben die 200 Träger ihre eigenen Bewerbungs- und Auswahlverfahren. Da heißt es Durchhalte-Vermögen zeigen und vor allen Dingen den Bewerbungsschluss nicht verpassen.
Wer noch 2025 weltwärts gehen will, ist in der Regel zu spät dran. Auch bei anderen geregelten Freiwilligendiensten ist das Bewerbungs-Verfahren von Ausnahmen abgesehen bereits abgeschlossen. Wer sich trotzdem noch 2025 oder im Rahmen eines Auslandsjahres im Schuljahr 2025-2026 ehrenamtlich engagieren will, dem bleibt nur die flexible Freiwilligenarbeit.
Auswahlverfahren
Alle, die sich über Träger, Stellen, Verfügbarkeit und Fristen informiert haben, durchlaufen anschließend ein klassisches Bewerbungsverfahren, in dem sie sich gegen ihre Mitbewerber durchsetzen müssen. Im Lebenslauf sorgen vor allem Auslandserfahrung und freiwilliges Engagement für Pluspunkte, ebenso wie gute Sprachkenntnisse und zur Einsatzstelle passende Fähigkeiten, die je nach Projekt unterschiedlich sind. Wer all dies nicht vorweisen kann, hat meist schlechte Karten.
Außerdem sind Motivationsschreiben, sowie Vorstellungsgespräche und Auswahltreffen bei den Trägerorganisationen üblich, für die die Freiwilligen die Kosten für Anreise, Unterkunft und Verpflegung selbst übernehmen müssen.
Da es bei weltwärts regelmäßig mehr als doppelt so viele Bewerber wie freie Stellen gibt, besteht keine Garantie, dass Freiwillige ihr Wunschprojekt oder –Einsatzland ergattern. Genaugenommen steht nicht einmal fest, ob sie überhaupt einen Platz bekommen.
Projekte und Tätigkeitsbereiche
Bei den weltwärts-Projekten geht es um Entwicklungszusammenarbeit in den verschiedensten Formen. Zu diesem Zweck bieten die Trägerorganisationen Projekte in den folgenden Bereichen an:
- Bildung
- Gesundheit
- Landwirtschaft und Umwelt
- Handwerk, Technik, Verwaltung
- Kultur und Sport
- Kinder- und Jugendarbeit
- Arbeit mit benachteiligten Menschen
- Menschenrechte und Frieden
- Not- und Übergangshilfe
Welche Voraussetzungen müssen Bewerber bei weltwärts erfüllen?
Wer einen Freiwilligendienst bei weltwärts machen möchte, muss die folgenden Rahmenbedingungen erfüllen:
- Mindest- und Höchstalter: 18-28 Jahre bei Projektbeginn
- deutsche Staatsbürgerschaft oder ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland (d.h. auch EU-Ausländer aus Österreich, Italien (Südtirol), Luxemburg etc. sowie Nicht-EU-Ausländer aus der Schweiz mit Visum)
- Abitur, Fachhochschulreife oder Haupt- bzw. Realschulabschluss mit abgeschlossener Ausbildung (oder gleichwertigen Erfahrungen wie z.B. Praktika)
- Kenntnisse der Sprache im Gastland und/oder gute Englischkenntnisse
- Mindest- und Höchstdauer: theoretisch 6-24 Monate, praktisch aber meist ungefähr ein Jahr. 2016 (das ist das letzte Jahr, zu dem es Daten gibt) wurden 86% der Freiwilligen für 11-13 Monate vermittelt, 1% für mehr als 13 Monate, und nur 13% für 6-11 Monate. (Wie ihr seht, gibt es keine Projekte, die nur ein paar Wochen, oder 1-2 Monate dauern).
- Teilnahme an 25 Seminartagen