kulturweit – Richtlinien, Bewerbungs-Tipps, Einsatz-Länder
Wer Lust auf einen internationalen Freiwilligendienst im Bereich Kultur oder Bildung hat, für den bietet sich eine Bewerbung bei kulturweit an. Vor allem Personen mit pädagogischer Ader kommen auf ihre Kosten, denn mehr als 2/3 der Freiwilligen arbeiten im Bereich Bildung, z.B. in deutschen Auslandsschulen. Und da kulturweit technisch gesehen ein Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland ist, winken bei einer Teilnahme komfortable Rahmenbedingungen. Auf der Kehrseite der Medaille stehen die lange Vorlaufzeit, hohe Ansprüche an die Bewerber und die starke Konkurrenz beim Kampf um Stellen. Wir haben uns für Sie schlau gemacht und einen Vergleich von kulturweit mit anderen Freiwilligenverdiensten angestellt. Ein Blick auf unsere Infografik verrät Ihnen Stärken und Schwächen des Programms und zeigt Ihnen interessante Alternativen.
Inhaltsverzeichnis
- Worum es bei kulturweit geht
- Die kulturweit-Stellen: Theatergruppe vs. Bürojob
- Bewerbung bei kulturweit: Harter Konkurrenzkampf aber gut strukturiert
- Die kulturweit-Einsatzländer
- Leistungen und soziale Absicherung bei kulturweit
- Teilnahmevoraussetzungen
Worum es bei kulturweit geht
Wie der Name schon verrät, nimmt kulturweit im Dickicht der deutschen Freiwilligendienste seit 2009 den Part für Kultur und Bildung im Ausland ein. Hinter dem Programm stehen die deutsche UNESCO-Kommission als Träger und Koordinator sowie das Auswärtige Amt als Geldgeber. Und Geld gibt es tatsächlich: Da kulturweit rechtlich als FSJ im Ausland gilt, erhalten Teilnehmerinnen nicht nur insgesamt 350€ monatlich an Taschengeld, Kost und Logis, sondern sind auch gesetzlich sozialversichert.
Beim Vergleich mit anderen internationalen Freiwilligendiensten wie weltwärts und dem IJFD springt ins Auge, dass neben klassischen Zielen wie interkulturellem Dialog und Entwicklungszusammenarbeit die politische Komponente bei kulturweit eine große Rolle spielt. Als erklärter Teil der deutschen Außenpolitik soll kulturweit z. B. für eine „verstärkte Sichtbarkeit der deutschen Einrichtungen der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik“ sorgen.
Das heißt im Klartext, dass die Freiwilligen die Werbetrommel für einen kulturellen Austausch mit Deutschland rühren und ein möglichst modernes Bild der deutschen Kultur vermitteln sollen. Das passiert in aller Regel in einer deutschen Auslandsschule oder einem Auslandsbüro der kulturweit-Partner. Mit von der Partie sind z. B. das Goethe-Institut, der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und der Pädagogische Austauschdienst. Eine Liste aller Partnerorganisationen finden Sie hier.
Die kulturweit-Stellen: Theatergruppe vs. Bürojob
Wie auch bei weltwärts liegt der Einsatzschwerpunkt bei kulturweit-Projekten in Entwicklungsländern. Mit einem kleinen Unterschied: kulturweit zielt nicht darauf ab, besonders benachteiligte Bevölkerungsschichten zu erreichen. kulturweit-Stellen befinden sich vor allem in höher entwickelten Ballungszentren, da die Partnerorganisationen hier ihre Büros haben, und erreichen zum Teil nur Bevölkerungsschichten mit einem vergleichsweise hohen Bildungsstandard.
Ein Blick auf die kulturweit-Erfahrungsberichte zeigt, dass sich zwar alles um die Themen Kultur und Bildung dreht, die Projekte aber sehr unterschiedlich sind. Hier ein paar Beispiele:
- Organisation von Theatercamps mit Schulkindern
- Übersetzungen und Schreiben von Untertiteln für Unterrichtsfilme
- Öffentlichkeitsarbeit durch Bloggen und Verfassen von Online-Artikeln
- Beratung von Professoren und Studenten in Bezug auf Austausch mit deutschen Unis
- Deutschkurse für Erwachsene
Alle diese Aufgabenbereiche sind für den kulturellen Dialog gleichermaßen wichtig, und mancher Freiwilliger möchte lieber im Büro am Computer arbeiten oder Studenten und Geschäftsleuten Deutsch beibringen, als Schulaufführungen zu organisieren. Wir raten dennoch allen potenziellen Freiwilligen, sich vorab über die Projekte genau zu informieren, damit es später keine Überraschungen gibt.
Bewerbung bei kulturweit: Harter Konkurrenzkampf aber gut strukturiert
Das kulturweit-Bewerbungsverfahren lässt sich in zwei Adjektiven zusammenfassen: übersichtlich und überlaufen. Übersichtlich, da es im Gegensatz zu anderen Freiwilligendiensten kein Durcheinander von unzähligen Entsendeorganisationen, Bewerbungsfristen und Auswahlverfahren gibt. Überlaufen, da die Anforderungen an potenzielle Freiwillige ebenso hoch sind wie die Anzahl der Bewerber pro Stelle.
Da übersichtlich aber nicht dasselbe wie kurz ist, beginnt der Bewerbungszyklus schon ein knappes Jahr vor der Abreise. Teilnehmerinnen können entweder im März oder September für 6 oder 12 Monate ausreisen. Wer seinen Freiwilligendienst stattdessen im Juli oder August beginnen möchte oder nur 2 Wochen oder 3 Monate helfen will, muss sich woanders umschauen, denn andere Projektzeiträume gibt es bei kulturweit nicht.
Hier ein kurzer Überblick über den Bewerbungsablauf für eine Ausreise im Frühjahr:
- 11 Monate vor Ausreise: Beginn der Bewerbungsphase (Dauer: 4 Wochen)
- 10 Monate vor Ausreise: Vorauswahl durch das kulturweit-Team (4-6 Wochen)
- 9 Monate vor Ausreise: Bewerbungsgespräche und endgültige Auswahl durch die Partnerorganisationen (10-12 Wochen)
- 7 Monate vor Ausreise: Beginn des Nachrückverfahrens (15 Wochen)
Das bedeutet, dass sich Freiwillige in spe für eine Ausreise im März 2026 schon im April 2025 bewerben müssen. Bei einer Ausreise im Herbst geht das Prozedere übrigens einen Tick schneller und dauert „nur“ 10 Monate. Weitere Informationen und genaue Bewerbungsfristen finden Sie hier.
Im Bewerbungsverfahren selbst spielen neben Mindestvoraussetzungen wie Abitur bzw. angeschlossener Lehre und perfekten Deutschkenntnissen auch die folgenden Kriterien eine Rolle:
- Ehrenamtliches Engagement
- Sprachkenntnisse
- Praktika
- Erfahrung in Nachhilfeunterricht und Betreuung von Kindern
- Erfahrung im Projektmanagement
- Motivation
Generell sind die Anforderungen an die zukünftigen Missionare für deutsche Sprache und Kultur hoch. Wer z.B. in einem Goethe-Institut arbeiten möchte, muss nicht nur mindestens 3 Semester an der Uni auf dem Buckel haben, sondern je nach Einsatzbereich auch das passende Fach studieren.
Das selektive Auswahlverfahren liegt sicherlich auch an den hohen Bewerberzahlen bei kulturweit: Im Jahr 2012 kamen auf jede Einsatzstelle knapp 8 Bewerber – Tendenz steigend. Wie bei allen öffentlich geförderten Freiwilligendiensten gibt es auch bei kulturweit keine Platzgarantie.
Und da zwischen Bewerbung und endgültiger Auswahl gerne mal 5 Monate vergehen, bleibt potenziellen Freiwilligen im Fall einer Absage kaum noch Zeit, bis zum gewünschten Abreisetermin eine Alternative zu organisieren. Hier können Anbieter flexibler Freiwilligenarbeit aushelfen, die in der Regel eine Vorlaufzeit von nur wenigen Wochen haben.
Die kulturweit-Einsatzländer
Da der Arbeitsschwerpunkt in den sogenannten Entwicklungsländern liegt, befindet sich der Großteil der kulturweit-Einsatzstellen in Afrika, Asien, Südamerika und den UdSSR-Nachfolge-Staaten. Im Jahr 2012 absolvierten rund 75% der Freiwilligen ihren Dienst in einer dieser Regionen.
Auf der Liste der kulturweit-Einsatzländer finden sich aber auch Schwellenländer und sogar EU-Mitgliedsstaaten Mittel-, Südost- und Osteuropas. Dort ist das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf zwar kaum geringer als in Italien oder Spanien, dennoch können Freiwillige per kulturweit hier Dienst machen.
Leistungen und soziale Absicherung bei kulturweit
Wie eingangs erwähnt, ist kulturweit rechtlich gesehen nichts anderes als ein FSJ im Ausland, weshalb sich die Rahmenbedingungen durchaus sehen lassen können:
- 200 €/Monat für Verpflegung und Unterkunft
- 150 €/Monat Taschengeld
- Erstattung der Reisekosten von bis zu 1200 € (abhängig von der Einsatzregion)
- Auslandskranken-, Haftpflicht- und Unfallsversicherung
- Übernahme der Beiträge zur Sozialversicherung
Alle darüber hinausgehenden Kosten müssen von den Freiwilligen selbst getragen werden. Dazu gehören auch Reisekosten zum Vor- und Nachbereitungsseminar sowie Impfkosten.
Im Gegensatz zu Programmen wie weltwärts oder dem IJFD sind Teilnehmer nicht gezwungen, einen Spenderkreis zu Finanzierung aufzubauen.
Teilnahmevoraussetzungen
- 18-26 Jahre (unter 27 bei Dienstende)
- Abitur oder Haupt- oder Realschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung
- Lebensmittelpunkt in Deutschland
- Deutschkenntnisse auf muttersprachlichem Niveau (Schweizer und Österreicher sind also willkommen)
- Gute Englisch-Grundkenntnisse und idealerweise Kenntnisse der Sprache des Gastlandes