EFD Europäischer Freiwilligendienst
Der Europäische Freiwilligendienst (EFD) bietet Freiwilligen nicht nur hohe Zuschüsse, sondern auch eine umfangreiche Projekt-Datenbank mit über 3.900 Einsatzstellen z. B. in Frankreich, Großbritannien, Spanien oder Italien. Außerdem kann theoretisch jeder Europäer im Alter von 17-30 Jahren mitmachen, egal ob Abiturient oder ohne Schulabschluss. Allerdings ist die Bewerbung beim EFD meist noch komplizierter und zeitaufwändiger als bei anderen internationalen Freiwilligendiensten wie weltwärts oder IJFD. Damit du bei deiner Stellensuche nicht verzweifelst, haben wir für dich eine Bedienungsanleitung zum EFD zusammengestellt. Außerdem findest du in unserer Infografik einen Vergleich mit anderen internationalen Freiwilligendiensten und kannst so die für dich beste Alternative auswählen.
Inhaltsverzeichnis
- Der EFD im Vergleich mit weltwärts, IJFD und anderen Freiwilligendiensten
- Der Weg zur EFD-Stelle: Langer Atem ist gefordert!
- Suche nach einer Entsendeorganisation und Bewerbung
- Die Suche nach einem EFD-Projekt: Verloren in der Datenbank
- Die Bewerbung bei der Aufnahmeorganisation
- Das Genehmigungsverfahren
- EFD-Teilnahmeländer
- EFD-Projekte und Tätigkeitsbereiche
- Welche Voraussetzungen müssen Bewerber beim EFD erfüllen?
Der Europäische Freiwilligendienst (EFD) im Vergleich mit anderen Freiwilligendiensten
Wie der Name schon sagt, wurde der Europäische Freiwilligendienst nicht etwa in Berlin, sondern in Brüssel ausgebrütet. Ziel des Programms ist es, Solidarität und Verständnis der EU-Bürger im Verhältnis zu ihren europäischen Nachbarn zu fördern. Dass beim EFD wirklich alle jungen Bürger der EU und ihrer Partnerstaaten, also auch der Schweiz, angesprochen werden sollen, fällt sofort ins Auge: Abgesehen von der Altersbeschränkung gibt es keine anderen Teilnahmevoraussetzungen. Der EFD steht theoretisch jungen Europäern zwischen 17 und 30 Jahren offen. Viele Projekte setzen aber trotzdem ein Mindestalter von 18 Jahren voraus – ein Blick in die genauere Beschreibung der einzelnen Projekte schafft hier Klarheit.
Freiwillige, die bei weltwärts, kulturweit & Co. keine oder nur geringe Teilnahmechancen haben, sollen im EFD-Bewerbungsverfahren explizit bevorzugt werden. Im Einzelnen sind dies Bewerber
- ohne Schulabschluss
- mit Haupt- oder Realschulabschluss
- mit Migrationshintergrund
- mit erhöhtem Förderungsbedarf
Wir begrüßen diesen Ansatz, denn tatsächlich sind die oben genannten Gruppen bei internationalen Freiwilligendiensten unterrepräsentiert. Ein Blick auf die Statistik zeigt aber, dass der EFD sein Versprechen nicht wirklich einlösen kann: Im Jahr 2011 nahm kein einziger Freiwilliger ohne Schulabschluss am EFD teil, der Anteil der Freiwilligen mit Haupt- oder Realschulabschluss lag bei mageren 7%. Zwar waren es bei IJFD (5%) und weltwärts (4%) noch weniger, allerdings ist der Unterschied so gering, dass man kaum von einem Erfolg sprechen kann.
Im Unterschied zu anderen öffentlichen Freiwilligendiensten liegt die offizielle Mindestdauer beim EFD übrigens nur bei 2 Monaten. Wer mit dem Gedanken spielt, während einer Überbrückungszeit (z.B. zwischen Abitur und Studium) 2-3 Monate einen EFD in Großbritannien, Irland oder Frankreich zu absolvieren, wird dennoch meist enttäuscht: EFD-Projekte mit kurzer Dauer sind die absolute Ausnahme und die durchschnittliche Teilnahmedauer liegt bei 9 Monaten.
Wer am EFD teilnimmt, darf sich über die höchsten öffentlichen Zuschüsse aller internationalen Freiwilligendienste freuen. Zu den Leistungen gehören:
- Taschengeld (je nach Einsatzland 50 -145 €)
- Übernahme der Reisekosten zu mindestens 90 %
- Unterkunft und Verpflegung
- Übernahme der Impf- und Visakosten
- Sprachkurs
Im Gegensatz zu fast allen anderen Freiwilligendiensten sind die Freiwilligen nicht gezwungen, einen Spenderkreis aufzubauen, um ihre Stelle zu finanzieren.
Der Weg zur EFD-Stelle: Langer Atem ist gefordert!
Von finanziellen Rahmenbedingungen wie beim EFD können Teilnehmer anderer Freiwilligenprogramme wie weltwärts oder IJFD nur träumen. Vielleicht ist der Weg zur EFD-Einsatzstelle ja deshalb so steinig. EFDler müssen sich nämlich gleich zweimal bewerben:
- Bei einer Entsendeorganisation, die den Freiwilligen in spe bei der Suche nach einem Projekt und der bürokratischen Abwicklung helfen soll
- Bei einer Aufnahmeorganisation im Ausland, wo die Freiwilligen den EFD leisten
Hier die einzelnen Etappen:
- Suche nach einer Entsendeorganisation und Bewerbung
- Suche nach interessanten Projekten im Ausland
- Bewerbung bei der Aufnahmeorganisation
- Beantragung der Förderung durch die Entsendeorganisation und Genehmigungsverfahren
Suche nach einer Entsendeorganisation und Bewerbung
Freiwillige brauchen zunächst eine Entsendeorganisation in ihrem Heimatland. Deren Hauptaufgabe ist es, nomen est omen, die Teilnehmer in das Einsatzland zu entsenden und den Auslandsaufenthalt zu organisieren. Einige helfen außerdem bei der Suche nach einer Einsatzstelle oder geben Tipps in Sachen Motivationsschreiben.
Damit du diese Entsendeorganisationen auch ausfindig machen kannst, gibt es die EFD-Datenbank. Hier wählst du unter EFD-Akkreditierungstyp „Entsendende Einrichtung“ aus.
Die Datenbank ist mit 169 Entsendeorganisationen allein in Deutschland sehr umfangreich. Die Suche nach einer passenden Entsendeorganisation (Sending organisation) kann unter Umständen viel Zeit in Anspruch nehmen, da diese nur begrenzte Kapazitäten haben, bei der Auswahl potenzieller Freiwilliger mitunter wählerisch sind oder Freiwillige nur in bestimmte Partnerprojekte entsenden. Andere Organisationen wiederum betreuen prinzipiell alle Bewerber und entsenden in sämtliche Projektländer.
Wer also Glück hat, wird schnell fündig und spart sich außerdem eine langwierige Bewerbung. Meist müssen Freiwillige aber mehrere Entsendeorganisationen kontaktieren und eventuell schon hier ein wirkliches Bewerbungsverfahren durchlaufen, mit dem Risiko, abgelehnt zu werden.
Generell gilt: Wer per EFD ins Ausland will, muss früh aufstehen. Potenzielle Teilnehmer sollten sich spätestens 8 Monate vor der Ausreise um eine Entsendeorganisation bemühen.
Die Suche nach einem EFD-Projekt: Verloren in der Datenbank
Zukünftige Freiwillige haben bei ihrer Suche nach EFD-Projekten zwei Möglichkeiten:
- Entweder sie wählen eines der Partnerprojekte ihrer Entsendeorganisation und bewerben sich dort, oder
- sie machen sich selbst auf die Suche nach ihrem Wunschprojekt in der EFD-Datenbank und benutzen die Entsendeorganisation lediglich für die organisatorische Abwicklung.
Beides hat Vor- und Nachteile: Wer flexibel ist und Zeit sparen will, entscheidet sich für die erste Option. Freiwillige verlassen sich hier auf die Erfahrung der Entsendeorganisation mit deren „eigenen“ Partnerorganisationen und nehmen in Kauf, nur wenig Auswahl in Bezug auf Zielland und Einsatzbereich zu haben.
Wer aber in Sachen Zielland oder Aktions-Bereich ein Wörtchen mitreden will, muss sich wohl oder übel selbst um die Projektsuche kümmern. Wie bereits bei der Suche der Entsendeorganisation steht dafür die Projekt-Datenbank zur Verfügung. Diesmal gilt es unter EFD-Akkreditierungstyp „Empfangende Einrichtung“ zu wählen.
Anhand von Kriterien wie:
- Einsatzland
- Zeitraum
- Projektbereich
kannst du dir hier alle Projekte anzeigen lassen, die Freiwillige aufnehmen. Die Ergebnisse kannst du z.B. nach Bewerbungsfrist oder Startdatum filtern, was die Suche vereinfacht.
Potenzielle Freiwillige kommen meist aber trotzdem nicht drum herum, sich die einzelnen Projektbeschreibungen durchzulesen oder die Trägerorganisationen anzuschreiben, um genauere Informationen z. B. über die Projektdauer oder die Aufgaben zu erhalten.
Meist empfiehlt es sich, eine Vorauswahl nach Einsatzland oder Tätigkeitsbereich zu treffen und weitere Informationen bei der Aufnahmeorganisation zu erfragen. Da sich erfahrungsgemäß nur ein Teil der angeschrieben Projekte überhaupt zurückmeldet und einige Stellen nicht jedes Jahr besetzt werden, sind Geduld und Durchhaltevermögen gefragt.
Wer Geduld nicht zu seinen Stärken zählt, kann aber auch mit einer ordentlichen Portion Flexibilität zur EFD-Stelle kommen: Verschiedene deutsche EFD-Trägerorganisationen haben uns auf Anfrage mitgeteilt, dass Bewerber, die bei Einsatzland, Beginn und Dauer nicht festgelegt sind, deutliche höhere Chancen auf einen Einsatzplatz haben. Wer z.B. auch weniger populäre Länder wie Albanien oder die Ukraine in Betracht zieht und nicht nur England, Irland und Spanien, kommt mit Sicherheit leichter an einen EFD-Platz.
Wer aber beispielsweise ab Juli für genau 3 Monate mit Jugendlichen in Frankreich arbeiten will, wird meist nur bei den Anbietern flexibler Freiwilligenarbeit fündig.
Die Bewerbung bei der Aufnahmeorganisation
EFD-Kandidaten richten sich schließlich direkt an die Aufnahmeorganisationen (Host organisation), um Näheres zu Bewerbungsfristen und dem allgemeinen Ablauf zu erfahren. Ein einheitliches Bewerbungsverfahren gibt es nicht. Anschließend schickst du der Aufnahmeorganisation deine EFD-Bewerbung, die meist aus folgenden Unterlagen besteht:
- Lebenslauf
- Motivationsschreiben
- Bewerbungsbogen der jeweiligen Entsendeorganisation
- eventuell Empfehlungsschreiben (z.B. vom Lehrer, Pfarrer oder Trainer)
Da der EFD ein europäischer Freiwilligendienst ist und sich somit Jugendliche aus allen EU- und Partnerländern auf Stellen bewerben können, gibt es natürlich ein internationales Hauen und Stechen um Einsatzstellen in den spannendsten Projekten und attraktivsten Projektländern. Spitzenreiter bei unseren Stichproben war eine Aufnahmeorganisationen in Potsdam (also in direkter Nachbarschaft Berlins), die 10-15 Bewerbungen pro Woche erhält, und das bei nur 3 EFD-Stellen pro Jahr! Das macht 170-250 Konkurrenten für jede zu besetzende Stelle!
Aus all diesen Bewerbungen trifft die Aufnahmeorganisation, teilweise in Absprache mit der Entsendeorganisation, eine Vorauswahl. Die besten Kandidaten werden daraufhin von dem Projektveranstalter zu einem Bewerbungsgespräch per Telefon oder Skype eingeladen.
Am Ende des EFD-Bewerbungsverfahrens heißt es wie bei allen öffentlichen Freiwilligendiensten: „Es kann nur einen geben“. Alle anderen Bewerber gehen erst einmal leer aus und müssen darauf hoffen, dass es in einem anderen Projekt klappt.
Das Genehmigungsverfahren
Selbst der oder die glückliche Auserwählte muss mit dem Kofferpacken noch etwas warten, denn die EU wäre nicht die EU, wenn sie vor die Abreise kein Genehmigungsverfahren gesetzt hätte. Mit diesem haben die Freiwilligen selbst kaum etwas zu tun, da sich Entsende- und Aufnahmeorganisation um die Antragsstellung kümmern.
Da die bürokratischen Mühlen aber nur langsam mahlen und die EU zahlreiche Dokumente anfordert, müssen die Freiwilligen noch einmal rund 2 Monate zittern. Und auch auf den letzten Metern gibt es noch einige Stolpersteine: Wenn eine der beteiligten Organisationen vergessen hat, ihre Akkreditierung für EFD-Projekte zu erneuern oder ganz einfach das EU-Budget für den EFD aufgebraucht ist, wird der Antrag auf Förderung abgelehnt und das EFD fällt ins Wasser. Denn erst wenn die zuständige Nationalagentur den Antrag bewilligt hat, ist der EFD-Platz auch sicher.
EFD-Teilnahmeländer
Mit dem Europäischen Freiwilligendienst geht es, wer hätte es gedacht, in andere europäische Länder. Im Jahr 2011 verbrachten 2/3 aller deutschen Freiwilligen ihre Dienstzeit in England, Frankreich und Co.
Teilnehmer können ihr EFD aber z.B. auch in Israel, Ägypten oder Marokko leisten. Das liegt daran, dass neben den EU-Staaten und assoziierten Ländern auch sogenannte Partnerländer am EFD teilnehmen, zu denen fast alle Mittelmeeranrainerstaaten gehören.
Wer seinen Freiwilligendienst in Afrika südlich der Sahara, Asien oder Südamerika leisten will, wird beim EFD allerdings nicht fündig.
Eine genaue Übersicht aller EFD-Länder findest du hier.
Projekte und Tätigkeitsbereiche beim EFD
- Betreuung von Kindern, Jugendlichen, alten oder behinderten Menschen, Obdachlosen oder Flüchtlingen
- Natur- und Umweltschutz
- Kunst und Kultur
- Sport und Freizeit
- Bildung und Politik
Welche Voraussetzungen müssen Bewerber beim EFD erfüllen?
- 17 – 30 Jahre (in Ausnahmefällen ab 16 Jahren)
- Wohnsitz in einem EU- oder Partnerland, d.h. auch Schweizer können mitmachen.